Jeder hat ein liebstes Videospiel. Dieses eine, perfekte Stück digitale Kunst, das man zu jeder Tages- und Nachtzeit spielen und immer wieder lieben kann. Selbst ich, als jemand, der bei der Frage nach Lieblings-egal was mindestens eine Top 5 braucht, habe einen Favoriten. Und dieser ist, wie der Titel des Posts euch wahrscheinlich schon verrät, Persona 4 für die Playstation 2. Was macht dieses Spiel so besonders für mich? Ich sag’s euch! Einfach alles.
Es war März 2009 als ich ziellos durch den Gamestop auf der Suche nach einem neuen Spiel wanderte. Mein Blick fiel auf ein farbenfrohes Cover in der PS2 Abteilung. Es war – Überraschung – Persona 4. Ich hatte zwei Jahre zuvor den 3. Teil der Serie gespielt und war derart begeistert von der Geschichte, der Musik, dem Gameplay und den Charakteren, dass ich das Spiel in nur 2 Tagen durch hatte. Bis heute, 2014, habe ich, sowohl auf meiner Konsole als auch auf einem Emulator (um es immer dabei zu haben) ca. 500 Stunden mit dem Spiel verbracht. Ohne nachzudenken klatschte ich den Nachfolger auf den Verkaufsthresen. Und ich habe es bis heute nicht bereut.
Als großer Fan des Vorgängers hatte ich hohe Erwartungen an den 4. Teil. In meinem Kopf war Persona 3 eine gute 1 – und es war schwer für mich, mir ein besseres Spiel auch nur vorzustellen. Ich hatte mich geirrt. Fast alles war an P4 noch ein wenig besser, ein wenig größer, ein wenig polierter. Das Spiel bekam eine größere Karte, mehr Personas, mehr Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Charakteren und mehr Gameplayelemente. Am meisten freute es mich, dass man nun wählen konnte, ob man die Teamkameraden selber kontrolliert, oder ob man ihnen nur Befehle gibt, wie sie sich im Kampf benehmen sollen. Im 3. Teil hatte es mir oft die Beine gebrochen wenn der Heiler mir nicht sofort zur Hilfe gekommen ist – das war nun vorbei! Zudem verkürzte die Teleport-Funktion die Fortbewegungszeit und machte so das Reisen von A nach B blitzschnell.
Worum geht es? Eine Kleinstadt wird von Serienmorden heimgesucht. Die Opfer werden gekidnappt, erscheinen im mysteriösen „Midnight Channel“ im Fernsehen und tauchen dann nach einem dicken Nebel an einem Sendemast aufgehängt wieder auf. Man spielt den namenlosen Hauptcharakter, der zu seinem Onkel zieht, während seine Eltern ein Jahr lang im Ausland arbeiten. Er besucht die Schule, findet Freunde und lebt ein typisches Schülerleben. Das klingt bisher doch ganz normal oder? Na dann passt mal auf – während er eines Abends den „Midnight Channel“ schaut, bemerkt er, dass er die Fähigkeit hat, in den Fernseher einzutauchen. Als seine Klassenkameraden, Yukiko plötzlich verschwindet, macht er sich mit zwei Freunden auf die Suche nach ihr und findet eine neue Welt auf der anderen Seite der Mattscheibe. Nach und nach erfährt die Gruppe, dass die gekidnappten Menschen in die Fernseherwelt geworfen werden und dort von ihren unterdrückten Gefühlen in Form von Albtraumwesen namens Shadows getötet werden. Es beginnt ein Rennen gegen die Zeit um die Gekidnappten zu retten und herauszufinden, wer oder was hinter der Fernsehwelt steckt.
Ich gebe zu, die Geschichte klingt etwas wirr – das liegt daran, dass es unmöglich ist, alles zu erklären, was vor sich geht und unter 2 DinA 4 Seiten zu bleiben! So viel sage ich aber: die Geschichte ist komplex, gut durchdacht und fokussiert sich stark auf character development und die Beziehungen von Menschen zueinander. Auf der Suche nach Antworten erfahren die Charaktere mehr über sich, als sie vielleicht wollten.
Das Herz des Spiels sind seine Charaktere und wie viel Bedeutung selbst denen zugeschrieben wird, die den Spielausgang nicht beeinflussen. Genau wie im Vorgänger gilt es, Beziehungen zu seinen Klassenkameraden, Arbeitskollegen, Teamkameraden und der Familie aufzubauen. Jeder Charakter bietet eine liebevoll geschneiderte Hintergrundgeschichte mit unterhaltsamen Konversationen und ganz, ganz viel Seele. Mir persönlich sind insbesondere die Gespräche mit Onkel Dojima und Cousine Nanako im Kopf geblieben – die traurige Geschichte eines einsamen kleinen Mädchens, das einfach nur ihren Vater braucht und des Vaters, der verzweifelt nach dem Mörder seiner Frau sucht, bricht mir auch nach zahlreichen Spieldurchgängen noch das Herz.
Neben wundervollen Geschichten bieten die sogenannten Social Links Erfahrungspunkte für die Personas, mit denen man kämpft. Die titelgebenden Personas sind das bedeutendste Gameplayelement. Die Protagonisten beschwören die Monster herauf, um mit ihnen zusammen die Horden an Shadows zu bekämpfen und ihre Freunde zu retten. Personas sind die Manifestation des Charakters des Kämpfers. Nur wer sich seiner eigenen Schwächen und Stärken bewusst ist und sich selbst akzeptiert, bekommt die Fähigkeit, ein Persona zu beschwören. Deswegen muss sich jeder Protagonist (außer der namenlose Spielercharakter) seinen dunkelsten Gedanken und größten Ängsten stellen, um diese Fähigkeit zu erhalten.
Während Spiele aus dem Jahr 2012 heute schon alt aussehen, ist Persona 4 auch nach 5 Jahren noch ein optisch extrem ansprechendes Spiel. Die Zwischensequenzen sind in einem liebevollen, düsteren und detailreichen Animestil gezeichnet. Das interessante, vielseitige Dungeon-Design und die hervorragende, atmosphärische Musik runden das Spiel zu einem kleinen Edelstein ab.
Persona 4 ist ein liebevoll kreiertes Meisterwerk. Insbesondere in den Gesprächssequenzen mit anderen Charakteren merkt man, wie viel Liebe die Macher in dieses Projekt gesteckt haben. Wollt ihr wissen wie viel Spaß dieses Spiel macht? Ich spiele es, während ich das hier tippe! Zögert nicht länger – Persona 4 ist für unter 30 EUR auf Amazon erhältlich. Ihr werdet es nicht bereuen.